Filmdreh in Ghana
Liebe Leser,
Ich freue mich, euch wieder auf meinem Reiseblog begrüßen zu dürfen. Wie ihr gemerkt habt, gab es in letzter Zeit keine Beiträge mehr. Ich bin seit März 2019 in Deutschland, und habe in Offenburg das fünfte Semester Mediengestaltung und Produktion abgeschlossen. Die letzten Monate waren sehr produktiv, denn durch das Praxissemester habe ich so viel dazugelernt und bin auch sehr motiviert, sodass ich eigentlich durchgehend mit Projekten beschäftigt war.
Mein größtes Projekt wird uns jetzt nach Ghana führen. Seit mehreren Monaten plane ich einen Dokumentarfilmdreh in Accra. Zusammen mit meinen Kommilitonen Max und Erwin werden wir vom 20. Oktober bis 01. Dezember unseren Film “Born and Raised in Accra” drehen. Der Film entsteht im Rahmen unseres Studienmoduls Film, wo wir unter der Leitung von Professor Behring ein beliebiges Filmprojekt gestalten dürfen. Nach der positiven Erfahrung bei unseren Doku-Drehs in Panama drehe ich nun einen eigenen Dokumentarfilm.
Born and Raised in Accra ist ein Film über die Kindheit von Straßenkindern im Armenviertel Jamestown. Dieses Viertel liegt direkt am Meer, vor der großen Hauptstadt Accra. Hier leben viele große Familien, die versuchen, sich vom Fischfang zu ernähren. Die Eltern können sich aber oft nicht ausreichend um ihre Kinder kümmern, sodass diese oft auf sich allein gestellt sind. Wie sieht eine Kindheit in Afrika aus? Was bedeutet es, in Armut aufzuwachsen? Diese Fragen stellen wir uns in unserem Dokumentarfilm. Wir möchten mehrere der Kinder in ihrem normalen Alltag begleiten und die Schwierigkeiten aufzeigen, mit denen sie konfrontiert sind. Wir möchten aber auch die glücklichen und positiven Aspekte in ihrem Leben aufzeigen.
Ziel ist ein Dokumentarfilm, der auf objektive Weise den Alltag und das Leben der Kinder schildert. Wir möchten dem europäischen Zuschauer ein authentisches Bild vom Leben der Menschen in den „weit entfernten Ländern“ geben.
Für diesen Film arbeiten wir mit Louis Wonder von der Univeral Wonderful Street Academy (UWSA) in Accra zusammen. Die Academy ist eine kostenlose Schule für Kinder, die obdachlos in den Straßen von Jamestown leben. Louis Wonder hat es geschafft, als Musiker in Ghana Geld zu verdienen, sodass er nun in der Lage ist, die Kinder seines Viertels zu unterstützen. In der UWSA unterstützt er zur Zeit bis zu 200 Kinder. Sie bekommen hier Essen und medizinische Versorgung, und vor allem eine kostenlose Schulbildung. Auf diese Weise können zumindest ein paar Kinder später studieren und das Viertel verlassen.
Für das Filmprojekt dürfen wir für insgesamt sechs Wochen in der Schule wohnen und filmen. Ich möchte gern vor Ort zwei oder drei Kinder filmisch begleiten, die auf der Straße leben und in der Academy unterrichtet werden. So bekommen die Zuschauer auch einen Einblick in die Schule, aber am wichtigsten ist, das authentische Leben im Viertel einzufangen. Die Zuschauer sollen zu den Hauptcharakteren während des Films eine Beziehung aufbauen, sodass sie die Situation in Accra und Ghana berührt und aufmerksam darauf macht, wie anders die Menschen in den Ländern leben, die von uns so weit entfernt sind. Die wenigsten Menschen waren schon mal in Ghana, oder einem anderen armen afrikanischen Land, und deshalb halte ich eine unverfälschte Erzählung über den afrikanischen Alltag (mit Hinblick auf Lösungen wie die Academy) für sehr wichtig.
Ich bin schon sehr gespannt auf den Dreh. Ein Filmdreh in einem afrikanischen Armenviertel wird nicht leicht, schon wegen unserer offensichtlichen ausländischen Herkunft. Wir werden auf jeden Fall Aufmerksamkeit erregen, und das könnte beim Dreh eine Herausforderung werden. Andererseits haben wir immer Helfer von der UWSA dabei, die uns unterstützen und auch eine Brücke zu der sehr armen Bevölkerung des Viertels sind.
Seit vielen Wochen bin ich mit der Produktionsarbeit beschäftigt. Größte Herausforderung war die Finanzierung des Films. Bei über 130 Firmen habe ich unseren Film vorgestellt, und inzwischen habe ich circa 4500€ an Sponsorengeldern zusammen, unter anderem durch die Unterstützung des Dresdner Kalahari Reisebüros, und die Offenburger Forum Cinemas. Den restlichen Bedarf von circa 1000€ versuchen wir nun über unser Crowdfunding zu decken. Ein großer Bereich meiner Produktionsarbeit waren auch die organisatorischen Dinge wie Visa und Drohnenfluggenehmigung, und die komplette Vorbereitung der Ausrüstung. Kameras, Festplatten, Speicherkarten, Audioequipment und Licht. Von der Hochschule haben wir leider nur sehr wenig Technik bekommen, da der Dreh mit sechs Wochen einfach zu lang ist. Also musste ich auch dafür Sponsoren finden, wie zum Beispiel LUMIX, die uns die gesamte Kameraausrüstung stellen. Auch Presseinterviews wie zum Beispiel mit der Schwarzwälder Post und der Badischen Zeitung gehörten zu dieser Phase. Inzwischen ist der Dreh exzellent vorbereitet und wir können nochmal für zwei Wochen aufatmen bevor es los geht.
Ich bin sehr gespannt und auch ein wenig aufgeregt, was den Dreh angeht. Ich denke aber, dass in Ghana ein sehr guter und relevanter Film entstehen wird. Ich freue mich auch besonders auf die Menschen, die wir kennenlernen dürfen.
Der Film soll ab dem nächstem Frühling auf verschiedenen Festivals in Deutschland und Europa gezeigt werden. Auch in den Offenburger Forum Cinemas könnten wir Aufführungen organisieren.
Weitere Informationen findet ihr auf unserer Webseite. Dort stelle ich auch ausführlich das gesamte Team vor.
Sobald wir vor Ort sind werde ich natürlich auch hier im Blog wieder berichten. Schaut gerne rein!
Bis bald,
Jonas
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