Wilde Inselwelten in Palawan

Liebe Leser,

vor wenigen Tagen bin ich nach Deutschland zurückgekehrt und meine Reise in die Philippinen ist leider beendet. Ich habe es nicht geschafft, noch vor Ort einen weiteren Blogartikel zu schreiben, da einfach so viel los war. In der zweiten Hälfte unserer Reise erkundeten wir die Insel Palawan, feierten Weihnachten, fuhren nach Manila und wechselten ins neue Jahr. Jeder Tag war voll spannender und prägender Ereignisse. Ich freue mich, euch nun davon berichten zu können.

Wie ihr ja wisst, war ich in der ersten Reisehälfte zusammen mit J in der Inselgruppe der Visayas unterwegs. Wir bereisten die Inseln Cebu, Siquijor und Bohol. Danach flog J für wenige Tage nach Manila und ich flog am 17. Dezember nach Puerto Princesa. Diese kleine Hafenstadt bildet die Hauptstadt der Inselgruppe Palawan. Sie liegt in der Mitte der gleichnamigen Insel Palawan, an die sich weiter nördlich weitere Inseln anreihen. Besonders bekannt und bei Reisenden beliebt ist neben der Hauptinsel Palawan die Insel Coron. Die gesamte Inselgruppe liegt fernab der restlichen Inseln im Westen des Landes. Ich hatte extra viel Zeit eingeplant, um Palawan und Coron zu erkunden. Und auch J wollte ja in wenigen Tagen aus Manila zurückkehren und mich in Palawan begleiten.

Nachdem ich einen Tag in Puerto Princesa verbracht und die recht überschaubare Stadt ein bisschen erkundet hatte, wollte ich in den Norden der Insel reisen: nach El Nido. Auf dem Weg dahin legte ich jedoch noch einen Stopp in der Honda Bay ein, etwas nördlich von Puerto Princesa. Es handelt sich um eine fast 30 km breite Bucht, in der viele kleine Sandinseln mit Mangrovenwäldern liegen. Für Touristen gibt es Touren zu den Inseln der Bucht. Eigentlich mag ich diese Art von touristischen Touren nicht, trotzdem hielt ich es in diesem Fall für den einfachsten Weg, die Honda Bay zu erkunden. Auf einem kleinen Holzschiff mit rund einem Dutzend Gästen machten wir uns früh morgens auf den Weg in die Bucht. Interessanterweise waren alle Gäste Einheimische aus Manila, ich war der einzige Ausländer. Über den Tag verteilt steuerten wir drei kleine Inseln an, auf denen man hauptsächlich den Strand genießen konnte. Außerdem hatten wir Taucherbrillen und Schnorchel dabei und die Guides luden uns ein, das Korallenriff zu erkunden. Das war jedoch eine große Enttäuschung. Jahrelanger Over-Tourismus hatte sämtliche Korallen rund um die Inseln getötet. Die Besucher treten auf die Korallen und die Chemie in der Sonnencreme auf der Haut dutzender Schwimmer gibt den Korallen den Rest. Ich schwamm also durch eine ausgeblichene Unterwasserlandschaft, die man nur noch als Korallenfriedhof bezeichnen konnte. Nur gelegentlich hatte sich ein einsamer Seestern oder ein trauriger Fisch in diese Unterwasserwüste verirrt. Ganz selten sah man noch eine einzelne kleine Koralle, die dem sicheren Tod noch immer trotzte. Ich unterhielt mich mit dem Guide, fragte ihn, ob es Lösungsideen gäbe. Er bejahte und sagte, dass man bald weitere Inseln für die Besucher freigeben wolle, auf denen es noch ein gutes Riff gäbe. Eine Lösung ist das natürlich nicht, denn in wenigen Jahren wird auch das dortige Riff verschwunden sein. Ich weiß, dass man in anderen Ländern sorgfältiger ist. In Belize zum Beispiel haben uns die Einheimischen den Gebrauch von Sonnencreme verboten. Ich hoffe, dass man auch hier irgendwann mehr zum Schutz der Bucht unternimmt. Aktuell ist man auf die Einnahmen aus dem Tourismus angewiesen, Strategien zum Schutz der Natur fehlen jedoch. Ich verbrachte den Großteil meiner Zeit lieber am Strand, wo ich mich ehrlicherweise auch sehr wohlgefühlt habe.

Den Ausflug in die Honda Bay habe ich trotz des kaputten Korallenriffs nicht bereut. Zum einen fand ich es spannend, diese Seite des Tourismus zu beobachten, und zum anderen habe ich mich auf den Inseln gut erholen können. Spät abends fuhr ich in das fünf Stunden entfernte El Nido und erreichte den Ort weit nach Mitternacht.

El Nido ist wohl einer der touristischeren Orte in den Philippinen. Das ehemalige Fischerdorf liegt in einer malerischen Landschaft. Rings um den Ort strecken sich hohe Felsklippen dem Himmel entgegen, sowohl auf dem Festland als auch in Form kleiner Inseln vor der Stadt. Diese spitzen Inseln bilden eines der Postkartenbilder, das man immer sieht, wenn es um die Philippinen geht. Auch ich wollte mir die Inseln ansehen. Außerdem wollte ich im Korallenriff tauchen, denn El Nido ist einer der wenigen Orte Palawans, in denen es gute Tauchcenter gibt. Nach meiner Ankunft war ich positiv überrascht. Im Zentrum des Ortes liegt zwar eine Straße, an der sich Hotels, Restaurants und Souvenirshops dicht aneinanderdrängen. Doch direkt dahinter beginnt ein Ort, den man durchaus noch als authentisch bezeichnen kann. Auch der Strand von El Nido ist ganz und gar nicht überfüllt. Ich hatte also trotz der vielen Touristen im Zentrum des Ortes das Gefühl, in einem interessanten und authentischen Ort zu sein. Man ist ja nicht gezwungen, sich im touristischen Zentrum aufzuhalten. Im lokalen Ortskern gibt es Street Food für rund 50 Cent, es gibt kleine Läden und Bäckereien, so wie ich das aus den anderen Orten kannte. Ich entschied mich für ein Zimmer in einer kleinen Pension in am Stadtrand – ruhig gelegen und direkt am Strand. Am Abend sollte J zurückkehren und so entschied ich mich, tagsüber zu tauchen. Wieder ging es mit einem kleinen Holzboot mit Seitenauslegern auf das Meer hinaus. Wir waren nur vier Taucher und eine lokale Crew von sechs Personen. Das Tauchboot ankerte in ruhigen Buchten zwischen den schroffen Felswänden der Inseln. Von Weitem konnten wir die Tourboote sehen, die zeitgleich hunderte Touristen zu bestimmten Inseln fuhren, sie dort abwarfen und nach einer Stunde wieder einsammelten. Ich war froh, nicht auf diese Art von Tour angewiesen zu sein, sondern die Inseln mit dem Tauchboot erkunden zu können. Die Landschaft war tatsächlich umwerfend schön. Und auch die Unterwasserwelt begeisterte mich. Hier waren die Korallen noch gesund und sogar oft größer, als ich es aus anderen Ländern kenne. Es gab viele bunte Fische – allerdings keine großen Fische wie Haie oder Rochen. Der Tauchtag war wirklich toll und als ich am Nachmittag wieder an Land ging, war J bereits in der Pension angekommen. Ich freute mich sehr, sie wiederzusehen und den zweiten Teil der Reise mit ihr verbringen zu dürfen.

In El Nido wechselte nun auch das Wetter. Jeden Tag gab es Sturmwarnungen für die See, die Küstenwache verbot folglich jegliche Schiffsfahrten auf das Meer hinaus. Somit konnten keine Inseltouren oder Tauchausflüge stattfinden und auch unser Plan, die Inseln auf eigene Faust mit dem Kajak zu erkunden, war nun hinfällig. Trotzdem hatten wir in El Nido eine wunderbare Zeit. Wir lebten in einer gemütlichen und ruhigen Unterkunft und wollten ohnehin bis nach Weihnachten hierbleiben. Wir konnten uns also ganz ohne Zeitdruck auf die Stadt und ihre Umgebung einlassen. Natürlich verbrachten wir wieder viele Stunden auf dem Moped. Wir folgten einer verwinkelten Straße durch die Berge und den Regenwald, immer entlang der Küste. Wir entdeckten ein paar wirklich schöne Strände und verbrachten Stunden im Wasser. Ein Teil der Küstenstraße ist noch gar nicht asphaltiert. Also mussten wir auch immer wieder lange Strecken auf den steinigsten Kiespisten zurücklegen, teilweise in strömendem Regen oder bei Dunkelheit. Diese Moped-Fahrten werden mir immer als ein großes Abenteuer in Erinnerung bleiben. Auf einer unserer Fahrten entdeckten wir auch eine Hahnenkampfarena. Der Hahnenkampf ist eine typische Freizeitbeschäftigung in den Philippinen. Fast jede Familie besitzt Kampfhähne. Die Leute lieben es, den Kämpfen zuzusehen und auf die jeweiligen Hähne zu wetten. Leider kamen wir erst an, als die Kämpfe bereits zu Ende waren. Ich sah nur noch, wie die Männer ihre toten Hähne (im Falle einer Niederlage), oder die übel zugerichteten, jedoch noch lebenden (im Falle des Sieges) aus der Arena schleppten. Gern möchte ich mir bei einer weiteren Reise einen Hahnenkampf ansehen. Nicht, weil ich an diesem Sport Gefallen finde, aber weil es ein wichtiger Bestandteil der philippinischen Kultur ist. Bisher sah ich einen Hahnenkampf nur in Panama, wo sie jedoch illegal sind.

Neben unseren Motoradfahrten durch die Wildnis und Dörfer der Insel verbrachten wir auch in El Nido selbst viel Zeit. Wir probierten uns durch das breite Angebot an Street Food, aßen in ein paar wirklich guten Restaurants, tranken Bier, während wir nachts durch die Straßen irrten. Interessanterweise hat El Nido einen versteckten Stadtteil, in den sich fast nie ein Tourist verläuft. Auf den ersten Blick ist der Hafen das Ende der Stadt, doch dahinter führt eine schmale Straße in einen Ortsteil, der vom Tourismus überhaupt nicht berührt ist. Hier leben Fischer in kleinen Blechhütten, die sich neben- und übereinander schachteln. Vor der Küste ragen ein paar Felsen aus dem Wasser, auf denen immer noch ein paar Schiffsruinen festsitzen, die der letzte Taifun dort strandete. Wir verbrachten einige Zeit in diesem Ortsteil, hauptsächlich um mit den Kindern zu spielen. Ein paar Jungs spielten mit uns Basketball, und wir gewannen nur knapp, weil wir viel größer als die Kinder waren. Zielsicherer als die Jungs waren wir jedenfalls nicht. Noch mehr Zeit verbrachten wir mit einem Spiel namens Pogs. Jedes Kind hat runde Pappscheiben (Pogs), die man für ein paar Cents kaufen kann. Dann bietet jeder als Wetteinsatz eine bestimmte Zahl seiner Pogs und die entsprechenden Scheiben werden in der Mitte zu einem Turm gestapelt. Dann wirft man der Reihe nach weitere Pappscheiben auf diesen Turm und versucht, durch den Aufprall andere Pogs umzudrehen. Gelingt dies, kann man sie an sich nehmen. Man kann aber auch eigene Pogs verlieren, wenn man sie falsch wirft. Auf diese Weise hat man am Ende des Spiels mehr oder weniger Pogs als vorher – das Ziel ist natürlich, mehr zu haben. Ein kompliziertes Spiel, dass ich nicht gewinnen konnte. In diesen Situationen schätzte ich es sehr, mit J unterwegs zu sein.  Es gelang ihr immer sehr gut, den Kontakt zu Kindern (und Erwachsenen) herzustellen und uns so in die lokale Kultur einzuführen.

Auch andere Begegnungen bleiben mir in Erinnerung. Zum Beispiel unterhielt ich mich mit einer Ärztin, die mir erzählte, dass es im hiesigen Krankenhaus keine Laborgeräte gibt. Kommen Kranke zu ihr, kann sie deren Blut nicht untersuchen und verschreibt „auf gut Glück“ ihre Medikamente. Die fehlende Ausrüstung hat schon einigen Menschen das Leben gekostet. Auch behandelt sie immer wieder Frauen, die versuchen, selbst eine Abtreibung durchzuführen. Denn Abtreibungen sind in den Philippinen immer noch illegal (übrigens ebenso wie Scheidungen). Sie sieht täglich die gefährlichen Folgen dieser Gesetzgebung, wenn die Frauen teils schwer verletzt zu ihr kommen. Ein anderer Bewohner des Ortes erzählte uns viel über die Korruption in diesem Land und erklärte, wie er seit Jahren versucht, Politiker vor Gericht zu bringen. Nie hatte er Erfolg, obwohl er viele Beweise sammelt. Doch Richter und Politiker machen gemeinsame Sache und so wurden alle Politiker bisher freigesprochen. Der Mann verlor durch eine Corona-Erkrankung beinahe sein Leben. Nun ist er müde und hat sein Engagement aufgegeben. Bei ihm verbrachten wir auch unser Weihnachtsfest. Es war ein ruhiges Abendessen mit der Familie. Danach wollten wir einen kurzen Mittagsschlaf machen, um anschließend in einen Club zu gehen – wachten aber erst am nächsten Morgen wieder auf. Ich war nicht mal unzufrieden damit, wahrscheinlich beginne ich nun tatsächlich zu altern.

Nach Weihnachten wollten wir eigentlich die Fähre von El Nido nach Coron nehmen, um vor dem bald anstehenden Ende der Reise noch diese eine für uns neue Insel zu besuchen. Doch die Küstenwache ließ immer noch keinen Schiffsverkehr zu. Die Fähren waren vorerst gestrichen, bis auf eine sehr große Fähre, die aber ausgebucht war. Wir überlegten, ob wir noch weiter warten sollten, entschieden uns dann aber, weiter auf der Hauptinsel Palawan zu bleiben und von hier direkt nach Manila zu reisen. Also besuchten wir Port Barton, eine kleine Fischerstadt im Westen der Insel. Von diesem Ort war ich sofort begeistert. Hinter einem wilden Strand mit Palmen konzentrierte sich die Stadt auf zwei Straßen, die größtenteils unasphaltiert waren. Es gab nur wenige Touristen und unser Zimmer in Strandnähe kostete nur 8 € für zwei Personen, Kaffee inklusive. Auch hier fanden wir tolle kleine Street Food Stände, durch die wir uns probieren konnten, stets begleitet von einer hungrigen Meute von Hunden. In Port Barton wagten wir es erneut, eine Insel-Tour zu buchen, denn die Inseln vor der Stadt mit ihren wilden Stränden und Regenwäldern sahen wirklich einladend aus. Und tatsächlich, mit dieser Tour war ich wunschlos zufrieden. Zum einen gab es viel weniger Touristen, sodass wir über den Tag verteilt maximal fünf Booten begegneten und meistens unsere Ruhe hatten. Und außerdem ist das Korallenriff hier in einem sehr guten Zustand. Die Korallen sind bunt und riesengroß. Einige Korallen erreichen hier einen Durchmesser von drei Metern, was wirklich ungewöhnlich ist. Außerdem sieht man überall kleine bunte Fische, Seesterne und gelegentlich Schildkröten.

Am nächsten Tag fuhren wir erneut zur See. Diesmal im winzigen Boot des Fischers Nelson. Für rund 15 € fuhr er mit uns quer über die Bucht und in den Mangrovenwald hinein. Er paddelte uns ein paar Flüsse hinauf, auf der Suche nach der giftigen Nachtbaumnatter. Diese Schlange ist ein typischer Mangrovenbewohner. Ihr Gift kann den menschlichen Körper lähmen, ist aber in der Regel nicht tödlich. Einst lebten in den Mangroven Port Bartons hunderte Nattern. Doch der Taifun im Jahr 2021 lichtete einen großen Teil des Waldes. Schlangen sowie Affen zogen sich daher in den Regenwald zurück. Wenn man heute durch die Mangroven schippert, stehen nur noch wenige Bäume, der Wald ist für viele Tiere nicht mehr dicht genug. Nelson sagte uns, dass man den Wald wiederaufforsten müsse. Doch die zuständigen Behörden sind langsam. Trotzdem gelang es uns nach langer Suche, eine einzige Nachtbaumnatter zu finden, die die Mangroven noch nicht verlassen hatte. Sie schlief zusammengerollt auf einem Ast, direkt über dem Fluss.

Am Abend fuhren wir zurück nach Puerto Princesa, die Stadt, in der wir vor einigen Tagen mit dem Flugzeug landeten. Von hier aus sollte es morgen nach Manila gehen. J würde dort mit ihrer Familie Sylvester feiern und ich hatte ja drei Tage später meinen Rückflug von Manila aus. Ich selber wollte nun gar nicht mehr so gern nach Manila, weil ich dort allein sein würde und besonders, weil mir so viele Leute erzählt hatten, wie schlimm, dreckig und gefährlich die Stadt sei. Trotzdem war ich natürlich gespannt, die berühmte Hauptstadt der Philippinen zu sehen. Kurz vor Mitternacht bordeten wir in Puerto Princesa die riesige Fähre. Das Ticket war deutlich günstiger als ein Flug, außerdem hatte ich diese Art von Fähre noch aus Indonesien in schöner Erinnerung. Es war eine Autofähre, die neben LKW, Autos und Containern auch über Tausend Passagiere mit an Bord nehmen konnte. In nur 32 Stunden würden wir in Manila sein. Wir suchten zuerst unsere Betten auf, in einem der vielen Räume, die sich links und rechts der engen Gänge erstreckten. Unser Raum war mit nur 16 Betten verhältnismäßig klein. Ich schlief recht gut und freute mich sehr auf den nächsten Tag. Den verbrachten wir nur an Bord. Ich war sehr lang auf dem Dach der Fähre und beobachtete die vorbeiziehenden Inseln. Wir unterhielten uns auch mit einem Engländer, der bereits seit drei Tagen auf dem Schiff war. J schlief viel, da sie nach den letzten Reisetagen ein wenig entkräftet war. Für mich war dieser Tag des Nichtstuns an Bord der Fähre sehr erholsam. Eine weitere Nacht schliefen wir in den Kojen, bevor wir am übernächsten Morgen die Skyline Manilas erblickten. Langsam fuhren wir in den Hafen ein, vor dessen Molen sich übrigens eines der großen Slums der Stadt erstreckt.

Die Reise neigte sich nun offiziell dem Ende entgegen. Heute Abend wollte ich Sylvester feiern und dann blieben mir noch drei weitere Tage in Manila. Zu meiner großen Freude verkündete J, dass sie die verbleibenden Tage mit mir verbringen wolle und erst nach meiner Abreise zu ihrer Familie zurückkehren würde. Wir bereiteten uns nun also auf die Silvesternacht vor, das heißt, wir kauften Partyhüte, die man gleichzeitig als Tröten verwenden kann und suchten den besten Ort für die Silvesterparty aus. Die Wahl fiel auf das Einkaufszentrum Mall of Asia, denn hier sollte es ein großes Feuerwerk geben. Außerdem würde die sehr bekannte und beliebte philippinische Band SB19 auftreten. Zum frühen Abend trafen wir ein und tatsächlich: Hier waren schon hunderte Philippinos versammelt und warteten auf die Boyband SB19. Wir aßen erst noch gemütlich zu Abend und waren dann rechtzeitig zum Konzert vor Ort. Allerdings konnten wir die Bühne nur von Weitem sehen, waren dafür aber eng umgeben von enthusiastisch jubelnden Fans. Pünktlich um Mitternacht gab es ein schönes und recht langes Feuerwerk, das den Jahreswechsel verkündete. Anschließend fuhren wir noch eine Runde mit dem Riesenrad und waren somit erfolgreich im Jahr 2023 angekommen – sieben Stunden früher als meine Freunde, Familie und Kollegen in Deutschland.

In den folgenden Tagen erkundeten wir die Stadt, die für mich ja sehr neu, für J jedoch größtenteils vertraut war. Entgegen aller negativen Berichte war ich begeistert von Manila. Meinem Eindruck nach ist die Stadt sehr sicher, freundlich und sauber. Vielleicht bin ich durch Dhaka und Accra auch schlimmeres gewöhnt – hier jedenfalls fühlte ich mich sehr wohl. Besonders spannend fand ich Chinatown. Hier tummeln sich tausende Menschen dicht gedrängt auf den Straßenmärkten. Abseits dieser Märkte erschien mir die Stadt mancherorts fast schon ruhig und verschlafen. Fairerweise muss man dazusagen, dass wir hauptsächlich im Zentrum Manilas waren. Wie es in den Randgebieten aussieht, weiß ich nicht. Hier im Zentrum liegt auch der Stadtteil Intramuros. Es ist die historische Stadt, die die spanischen Siedler im 16. Jahrhundert errichteten. Von einer alten Stadtmauer umgeben, findet man hier prunkvolle Häuser im Kolonialstil, katholische Kirchen und eine kleine Festung. Und noch etwas begeisterte mich in Manila: das gute Essen. Hier kehrten wir dem Street Food den Rücken und aßen in lokalen Restaurants leckere Speisen wie Hot Pot, Dumplings oder Ramen.

Leider war es nach nur wenigen Tagen soweit: Am 03. Januar musste ich Abschied nehmen. Abschied von diesem Land, dass ich so sehr zu schätzen lernte, und Abschied von J, in der ich die beste Reisebegleiterin fand. Das Ende der Reise fühlte sich fast abrupt an. Ich hatte mich so an unser gemeinsames Reiseleben gewöhnt, dass ich unterbewusst überrascht war, dass es so schnell schon wieder vorbei sein sollte. Schweren Herzens verabschiedeten wir uns, ich fuhr zum Flughafen und war nur einen Tag später wieder in Berlin. Diese Reise hat mich in mancherlei Hinsicht nachdenklich hinterlassen, in erster Linie jedoch sehr glücklich gemacht, weil ich meine Zeit hier wirklich genießen konnte. Ich fühle mich motiviert, bald wieder als Rucksackreisender loszuziehen. Viel zu lange habe ich das nicht getan, war ja in letzter Zeit fast ausschließlich beruflich auf Reisen. Ich möchte gern in naher Zukunft weitere Länder in Südostasien erkunden. Diese Reise hat wieder bestätigt, was ich schon in Indonesien und Bangladesch spürte: die Menschen in diesem Teil der Welt sind sehr offenherzig und freundlich. Ich fühle mich hier sehr wohl und willkommen. Ich freue mich also schon jetzt auf weitere Reisen nach Südostasien – und wer weiß, vielleicht treffe ich auch J mal wieder auf einer zukünftigen Reise. Mich würde es freuen.

Damit bis bald und vielen Dank fürs Lesen,
Jonas

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3 Antworten

  1. Papa sagt:

    So eine schöne Reise und dann wieder im kalten Deutschland sein – ich verstehe, wenn du wieder reisen willst! Hast viel Interessantes gesehen und selbst die mehr als abenteuerliche Stromkabelverlegung in Manila haben dich nicht abgeschreckt. Bist halt schon mit vielen Wässern gewaschen!
    Die Mopeds mit Seitenwagen und Dach drüber sind der Hit – sicher werden die auch mit Flip Flops gefahren. Wie heißt es doch so schön? “Life is better in Flip Flops!”

  2. Erwin Kafka sagt:

    Schön, das du dir so viel Mühe machst für diesen Blog. Bin jedesmal begeistert über einen neuen Eintrag. Vielen Dank dafür.
    Tolle Reise, tolle Erlebnisse.

  3. Lisa sagt:

    Hallo Jonas,

    Vielen Dank für diesen tollen Beitrag über deine Reise auf Palawan. Es ist großartig zu hören, dass du eine unvergessliche Zeit auf dieser schönen Inselgruppe hattest. Deine Erfahrung mit der Honda Bay ist jedoch sehr traurig und enttäuschend. Es ist sehr bedauerlich zu hören, dass der Over-Tourismus die Korallen und die natürliche Umgebung so sehr zerstört hat.

    Ich hoffe sehr, dass die Verantwortlichen sich bald um die Natur kümmern und Schutzstrategien entwickeln werden, um die Auswirkungen des Tourismus auf die Umwelt zu minimieren. Es ist wichtig, dass wir uns bewusst sind, wie unsere Handlungen die Umwelt beeinflussen, und wir alle unseren Teil dazu beitragen sollten, die Schönheit unseres Planeten zu bewahren.

    Vielen Dank noch einmal für das Teilen Ihrer Erfahrungen auf Palawan. Ich freue mich darauf, bald mehr von deinen Reiseabenteuern zu lesen.

    Beste Grüße,

    Lisa

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